Bozen – Es war ein unaufgeregter, unemotionaler erster Auftritt des Neuen. Alexander Rieper hat gestern Abend die Präsidentschaft im Unternehmerverband Südtirol (UVS) von Heiner Oberrauch übernommen. Bei der Stabsübergabe überreichte Oberrauch seinem Nachfolger symbolisch einen überdimensionalen Bleistift.
Das ist Alexander Rieper
Alexander Rieper wird den UVS in den kommenden vier Jahren führen. Er ist ein recht unbeschriebenes Blatt, denn allzu viel war er bisher in den Medien nicht präsent. Dass er trotzdem nicht aufgeregt wirkte, als er vor mehreren hundert Personen ans Rednerpult schritt, hat wohl damit zu tun, dass er bereits Erfahrung im Verbandswesen hat.
Alexander Rieper ist einer der Inhaber und Geschäftsführer des Familienunternehmens A. Rieper AG in Vintl, das seit 1910 auf die Produktion von Mehlen und Futtermitteln spezialisiert ist. Das Unternehmen ist seit 80 Jahren Mitglied des Unternehmerverbandes. Zudem war er seit 2024 UVS-Vizepräsident und seit 2020 Präsident der Sektion Lebensmittel im Verband. Seit 2022 ist er auch Präsident der Sektion Weichweizen und Vizepräsident des nationalen Verbandes Italmopa, sowie Vizepräsident des nationalen Verbandes Assalzoo.
Ganz oben der Fachkräftemangel
In seiner Antrittsrede, die er recht schnell vorlas, sprach er davon, dass Südtirols Zukunft nur dann positiv sein könne, wenn die Unternehmen erfolgreich sind. Er meinte, dass die großen Herausforderungen nur gemeinsam zu bewältigen seien. Und ja, es gebe viele Herausforderungen zu bewältigen, zugleich seien das viele Chancen. Unter einer Voraussetzung: „Wir müssen gestalten und nicht verwalten, wir müssen führen und vorausgehen, nicht hinterherlaufen, wie müssen agieren und nicht nur reagieren.“
Gemeinsam müsse es gelingen, „Lust auf Leistung zu schaffen, gerade auch bei den jungen Menschen. Ihnen Perspektiven geben, Ängste nehmen und sie anleiten, an die eigene Kraft und Kompetenz zu glauben“.
„Wir müssen gestalten und nicht verwalten, wir müssen führen und vorausgehen, nicht hinterherlaufen, wie müssen agieren und nicht nur reagieren.“
Alexander Rieper spannte einen weiten Themenbogen, als er die Herausforderungen benannte. Dass er den Fachkräftemangel dabei ganz als erstes nannte, dürfte kein Zufall gewesen sein. Es handelt sich um die wohl größte Herausforderung für die nächsten Jahre. Wenn nämlich die Arbeitskräfte fehlen und diese Arbeitskräfte auch noch nach Viertagewochen und Arbeitszeitreduzierungen streben, dann steht der materielle Wohlstand auf dem Spiel.
Es sei jetzt schon eine Herausforderung, alle offenen Stellen zu besetzen, und diese Herausforderung werde mit der Pensionierungswelle des nächsten Jahrzehnts noch größer werden, so Rieper. Südtirol müsse alles daran setzen, damit Talente nicht abwandern – und es müsse über qualifizierte Zuwanderung sprechen. „Wir brauchen zusätzliche Arbeitskräfte, wir müssen sie bestmöglich dabei unterstützen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren, müssen und dürfen das aber auch fordern“, sagte Rieper. Wer Arbeitskräfte brauche, müsse aber auch dafür sorgen, dass leistbarer Wohnraum zur Verfügung stehe.
Wohlstand als Mittel gegen Radikalismen
Alexander Rieper nannte noch viele weitere Punkte, an denen Südtirol arbeiten muss: die Mehrsprachigkeit fördern, die Digitalisierung als Chance nutzen, anstatt sie zu fürchten, Bürokratie abbauen, Südtirols Erreichbarkeit nicht vernachlässigen.
„Gesunder Wohlstand kann das Entstehen extremer politischer Positionen verhindern.“
Warum das alles? „Gesunder Wohlstand kann das Entstehen extremer politischer Positionen verhindern“, analysierte Alexander Rieper. Es geht um mehr als nur um den materiellen Wohlstand.
Hier geht’s zur Antrittsrede von Alexander Rieper im vollen Wortlaut.