Bozen – Bereits zum 12. Mal fand gestern Abend der Treffpunkt Frau in der Wirtschaft statt, ein Event, das vom Wifi der Handelskammer organisiert wird. Es ist eine Gelegenheit, sich Impulse zu holen und sich untereinander zu vernetzen. Rund 350 Frauen waren der Einladung gefolgt.
In seiner Begrüßungsrede nahm Handelskammer-Präsident Michl Ebner, der sich sonst zu politischen Angelegenheiten selten äußert, Stellung zur neuen Frauenquote im Regionalrat. Der Gesetzentwurf sah ursprünglich vor, dass die Vertretung von Frauen in der Regionalregierung proportional zu ihrer Vertretung im Regionalrat sein sollte. Doch der Entwurf wurde abgeändert, der Regionalrat beschloss mehrheitlich: Nur eine Frau muss in der Regionalregierung vertreten sein. Das sei kein gutes Signal, sagte Ebner sinngemäß. Er rief die Frauen auf: „Messt euch mit den Männern. Traut euch. Legt die Zurückhaltung ab.“
Wifi-Direktorin Christine Platzer zeigte sich erfreut darüber, dass die Zahl der Teilnehmerinnen von 300 bei der letzten Ausgabe des Events auf 450 gewachsen ist. Sie erklärte, was female Empowerment für sie bedeutet: „Für mich ist das alles, was Frauen stärkt.“ Entscheidend seien ein starkes Netzwerk und zahlreiche Kontakte.
Ein Aufruf: Einmal am Tag bewusst Nein sagen
Anschließend folgten zwei Keynotes. Die erste trug den Titel „Was bringt mich in die Stärke?“ Die Unternehmerin, Podcasterin („Die Leaderin“) und Businesscoach Leonie Gehler stellte darin unter anderem ihre selbst entwickelte Pyramide der Selbstbestimmung vor. Die Pyramide besteht aus fünf Stufen. Wer sie alle hintereinander meistert, schafft gute Voraussetzungen für Selbstbestimmung und Erfolg im beruflichen wie privaten Leben. Die fünf Stufen sind folgende:
- Klarheit über das eigene Leben schaffen, über die eigenen Werte und Visionen und folglich die eigenen Ziele
- Starke Routinen und Strukturen etablieren, um genau an diesen Zielen arbeiten zu können
- Grenzen setzen und die eigene Zeit schützen: Leonie Gehlers Aufruf an die Frauen: Jeden Tag mindestens einmal bewusst nein sagen und Aufgaben delegieren.
- Mut zur Umsetzung der eigenen Ziele haben und Entscheidungen treffen, die den Zielen zugute kommen
- Souveräne Selbstführung und persönliche Weiterentwicklung

Dann hielt Daniela Bonetti, Trainerin, Coach, Co-Autorin des Bestsellers „Leadership al Femminile“ eine Keynote zu weiblicher Stärke und ihren Schattenseiten. Frauen seien beispielsweise Talente im Multitasking. Das könne aber schnell in einer Krise enden, wenn es zu viel werde. Ihr Aufruf deshalb: Frauen sollten sich trauen, zu delegieren. „Wir müssen nicht alles selbst erledigen, auch wenn wir das oft glauben.“
In einem abschließenden Podiumsgespräch gesellten sich zu den beiden Speakerinnen und Moderatorin Anna Zangerle Annemarie Kaser, die Direktorin des Sennereiverbandes Südtirol, sowie Johanna Santa Falser, Handelskammervizepräsidentin und Geschäftsführerin von Falser Maschinenbau in Auer. Sie sprachen über Frauen in Führung, die Wichtigkeit gemischter Teams und über finanzielle, systemische Ungerechtigkeiten, die viele Frauen betreffen, wie den Gender Pay Gap oder den Pension Gap. Diese seien unbedingt zu beseitigen, so die Forderung.
Anschließend gab es viel Zeit für Gespräche untereinander.