Die Feier – 100 Jahre alt wird eine Zeitung nicht alle Tage. Entsprechend vielzählig waren die Gratulanten. Franz Staffler, der Präsident der Herausgebergesellschaft, unterstrich den humanistischen, marktwirtschaftlich orientierten, pluralistischen und demokratischen Anspruch der SWZ. Und er erinnerte an den vergessenen Wert des Zweifelns und Hinterfragens in einer Welt des schwarzweißmalenden Populismus und der einseitigen Informationsblasen – und damit auch den Wert eines weltoffenen Mediums wie die SWZ.
Landeshauptmann Arno Kompatscher zollte der SWZ-Redaktion Respekt: „Sie zeigt, dass es möglich ist, kritisch, aber trotzdem fair und respektvoll mit Institutionen und Personen umzugehen.“ Die SWZ halte der Gesellschaft und Politik oft treffend den Spiegel vor. „Das ist nicht immer angenehm, aber ein Mehrwert“, so Kompatscher. Er lese die SWZ „jeden Freitag mit Gewinn“.
In einer Gesprächsrunde, moderiert von Verena Pliger, gaben Präsident Franz Staffler, der langjährige Chefredakteur Robert Weißensteiner (1985-2015) und der aktuelle Chefredakteur Christian Pfeifer Einblicke in die Geschichte und Denkweise der SWZ und erzählten auch persönliche Anekdoten.
Bei guter Stimmung gab es danach viel Platz zum Netzwerken, begleitet durch ein Flying Buffett von Happystudio und Musik von Nik Lee and the Marcos.
Übrigens: Es gab unglaublich viele positive Rückmeldungen zur Feier – Rückmeldungen, die uns ungemein gefreut haben.
Die Zeitung – Seit Südtirol 1919 zu Italien geschlagen wurde, hat es sich grundlegend verändert. Die SWZ aber, die damals (noch unter dem Namen Industrie- und Handelszeitung) von einer Gruppe von Wirtschaftstreibenden gegründet wurde, ist geblieben. Nach wie vor ist sie unabhängig, redaktionell und finanziell. Sie gehört keinem Wirtschaftsverband, sondern einem Verlag mit 103 Gesellschaftern, darunter Unternehmen und Privatpersonen aus allen Landesteilen. Die Eigentümerstruktur ist breit gestreut, der größte Teilhaber hält gerade einmal sechs Prozent der Anteile.
Die SWZ kommt komplett ohne öffentliche Medienförderungen aus und finanziert sich zur Gänze aus Werbe- und Abo-Einnahmen. Einbrüche bei Leserzahl und Werbeaufkommen, wie sie im Mediengeschäft weit verbreitet sind, sind der SWZ erspart geblieben.
Freilich hat sich auch die SWZ in den 100 Jahren ihres Bestehens verändern müssen, um am Markt bestehen zu können. Um dies zu symbolisieren, wurde die 100-Jahr-Feier als Rahmen gewählt für die Freischaltung der völlig neu gestalteten Website unter www.swz.it. Sie wurde mit Unterstützung der Innovationsagentur WhatAVenture erarbeitet und beinhaltet ein umfangreiches Artikelarchiv, das bis 2003 zurückreicht – damals ging die SWZ erstmals online. Zusätzlich gibt es die SWZ als App.
„Die SWZ zeigt, dass es möglich ist, kritisch, aber trotzdem fair und respektvoll mit Institutionen und Personen umzugehen.“
Arno Kompatscher, Landeshauptmann Südtirol
Der Referent – Kann man Wissenschaft und Humor in einem Vortrag vereinen? Der Neurowissenschaftler Henning Beck kann es. Der Hauptreferent der 100-Jahr-Feier gab einen einprägsamen, weil wortwitzigen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns, der laut Beck „fehlerhaftesten und gleichzeitig innovativsten Struktur überhaupt auf der Welt“. Das Beste dabei: Der Kern von Henning Becks Vortrag waren zwei ermutigende Botschaften für die rund 400 Zuhörer.
Erstens: Das Gehirn ist zwar langsamer und fehlerhafter als die vielbeschworene Künstliche Intelligenz, aber trotzdem besser („Computer sind heute gleich dumm wie vor 50 Jahren, nur schneller dumm.“). Computer, so Beck, können schneller lernen als der Mensch. Aber ihnen fehlt die Kreativität, mit der Gelerntes neu verknüpft wird und in neue Ideen, in Geistesblitze mündet. Und: Computer lernen, Menschen verstehen. „Was wir lernen, können wir wieder verlernen. Was wir verstehen, können wir nicht mehr Entverstehen“, so Beck.
Zweitens: Wir brauchen Mut zu Fehlern, und der größte Fehler wäre es, aus Angst vor Fehlern nichts auszuprobieren – denn die Welt wird von jenen Menschen verändert, die sich dorthin vorwagen, wo noch niemand war. Computer machen (fast) keine Fehler. Sie wagen sich aber auch nirgendwo hin.
Sie möchten mehr zur Geschichte der SWZ erfahren? Hier finden Sie einen historischen Rückblick.
Alle Fotos: Ingrid Heiss